Bezogen auf meinen Sammelwahn in RSI/CIG hat ein Kumpel von mir mir kürzlich besorgt mitgeteilt,
das er es als sehr fragwürdig empfindet, wenn ich so viel Geld in
ein imaginäres Produkt stecke, für das ich dann anschließend nicht einmal
etwas bekommen würde.
Für Ihn ist Crowdfunding nichts anderes Straßenbettelei.
Nach anfänglichen Wortgefechten mit Ihm habe ich aber mal
ein wenig Abstand von dem Thema genommen und mir meine Gedanken darüber
gemacht.
Ich finde die Idee des Crowdfunding grundsätzlich als die beste Möglichkeit ein
nicht Mainstream taugliches Projekt zu finanzieren. Es hat in meinen Augen
nichts mit betteln zu tun, wenn ein Unternehmen sagt, hey, ich habe eine Idee,
aber nicht die Möglichkeiten das alleine zu stemmen: Wer glaubt an mich und
meine Idee und kauft nachher das fertige Produkt?
Zumindest nicht, sofern man nicht gleich auch im selben
Atemzug von betteln spricht, wenn Unternehmen Investoren suchen um ein Projekt
zu stemmen. (Was mein besagter Kumpel wiederum als völlig legitim ansah ... ;-))
Es ist nämlich exakt ein und das selbe.
Mit einem einzigen Unterschied: Beim Crowdfunding gibt es keinen Publisher
der im Hintergrund die Fäden zieht und das Spiel/Produkt so lange zerpflückt das es nur
noch wenig mit der ursprünglichen Idee zu tun hat. Und das lässt sich auch auf
alle anderen Produktgruppen übertragen.
Seien wir doch mal ehrlich. Wie viele Spiele waren dank des
jeweiligen Publishers von Anfang an zum scheitern verurteilt?
Das unfertig veröffentliche Star Wars: Knights of the old
Republic 2? Black and White, das quasi als Tech Demo ohne Inhalt auf den Markt
geschmissen wurde? Star Wars Galaxies? Star Wars: The old Republic? Wing
Commander 5? Freelancer? Jurassic Park Tresspasser? Lieblos umgesetzte Film
Lizenzen? Star Control? X-Com Interceptor etc…
Jeder von Euch wird eine solche Liste mit persönlichen Enttäuschungen
haben. Und bei jedem neuen Spiel das mich interessiert hoffe ich immer wieder
das diesmal alles so wird wie „versprochen“. Was meistens nicht der Fall ist. Es gibt natürlich auch gute Spiele. Wo ich während dem Spielen gut unterhalten werde. Aber das ist alles
Mainstream. Alles Spiele die darauf ausgelegt sind einem breiten Publikum zu gefallen. Kein Tiefgang, und schon gar keine komplizierten Spielmechaniken. Die letzten Spiele, die für mich NICHT Mainstream oder enttäuschend bzw, die mehr waren als eine beliebig
austauschbare Gaming Erfahrung sind: Borderlands, Minecraft, Mass Effect, davor
Civilization (1 bis 3), die X Reihe, Diablo 1 & 2, Freelancer, Privateer,
X-Wing (inkl. Tie-Fighter & X-Wing vs. Tie-Fighter) sowie Master of Orion, X-Com
1 & 2 und Bioforge.
Das war`s auch schon. Und das sind streng genommen nicht viele Titel für die lange Zeit in der ich spiele.
Man darf aber fairerweise nicht vergessen: wenn ich von Mainstream spreche, meine ich damit
nicht zwangsweise etwas schlechtes. Im Gegenteil. Ich lasse mich gerne von
Assassin`s Creed, Tomb Raider, Battlefield oder etwas ähnlichem angenehm unterhalten. Aber
diese Spiele bleiben nicht in meinem Gedächtnis. Das ist gute Unterhaltung,
aber das war es dann auch schon.
Und das enttäuscht mich langfristig eben doch. Und zwar leider immer wieder. Was mitunter in meinen Augen auch der Grund für den Boom der MMOG`s ist. Denn die Spiele haben keine Lust mehr auf berechenbare kurzfristig unterhaltende Spieleumgebungen. EVE Online ist da sicherlich ein gutes Beispiel für ein erfolgreiche eigene Idee!
Kommen wir nun aber zurück zum Crowdfunding und Star Citizen: Jetzt kommt also der Held meiner frühen Computerzeit und will
genau das Spiel bauen, von dem ich seit Jahren träume, und das "ER" seit Jahren versucht zu bauen, aber niemals bauen
konnte, weil er weder das Geld bekam, noch die technischen Möglichkeiten hatte.
Und er fragt, ob wir nicht jetzt bereits so viel Vertrauen
haben das wir seine Idee unterstützen wollen.
Das ist kein betteln, sondern das ist die Realisierung eines
Traumes.
Dieses
Video beschreibt das Gefühl dahinter perfekt!
Und genau deshalb ist Crowdfunding etwas komplett anderes
als betteln. Denn für jeden der sich an so etwas beteiligt, ist das entsprechende Produkt
etwas, das er sich bereits seit langer Zeit wünscht, oder er persönlich nützlich/praktisch findet.
Es ist die Chance, seinen persönlichen Träume ein Stück weit
zu realisieren. Und eben das fasziniert mich an dieser Idee.
Besteht die Chance auf einen Scam? Auf Betrug und auf
Enttäuschung? Aber natürlich! Erst ganz aktuell zeigt die in meinen Augen
unverschämteGeschäftspolitik von PayPal ganz eindeutig das so was auch schlecht laufen
kann. Vielleicht kann ein Crowdfunding Projekt auch sein Produkt nicht fertig
stellen. Vielleicht betrügt jemand.
ABER: Wer im Leben immer nur auf 0,00 Risiko fahren will,
verpasst das Leben.
Natürlich könnte mich meine Freundin verlassen, aber deshalb
erst keine suchen/finden? Natürlich könnte ich überfahren werden, aber deshalb
zu Hause bleiben? Natürlich könnte ich zu Hause stolpern, aber deshalb nur im
Bett liegen? …
Wir sind alle erwachsende Menschen mit unterschiedlichen
Möglichkeiten. Aber bei Star Citizen kann jeder von uns, in dem Maß in dem er
es für angemessen hält das Projekt unterstützen.
Nicht mehr und nicht weniger.
Lohnt sich das? Material betrachtet vermutlich nicht.
Macht es Spass? Und wie! Ich habe bereits jetzt im Vorfeld
mehr Spass an dem Spiel, obwohl es nicht mal erschienen ist, als an den meisten
anderen die ich gespielt habe.
Mir macht es einfach Freude täglich an dem
Entwicklungsprozess beteiligt zu werden. Zu sehen was passiert. Zu erleben wie
das Spiel wächst, entsteht bereits jetzt geliebt wird.
Neuigkeiten darüber zu lesen, in das Universum einzutauchen,
die Geschichte kennen zu lernen.
Und obwohl nach wie vor die Gefahr besteht, dass ich von dem
Spiel enttäuscht werde, so bereue ich nicht einen einzigen Euro den ich dafür
ausgegeben habe. Ich habe so viele schlechte Spiele gekauft… Und der Hangar ist
in seinem jetzigen Zustand bereits besser als viele andere Spiele die ich zu
einem vollen Preis im Handel gekauft habe.
Also ja, für mich lohnt sich es auf jeden Fall! ;-)